Um den Besuchern der Festung die alte Bewaffnung aus dem 30 jährigen Krieg näher zu bringen, hat der Stadtrat 2016 beschlossen, für die Bastion Krebs, eine von 5 Bastionen, die erste von damals 4 großen Festungskanonen nachbauen zu lassen. Sie wurden 1599 vom Kanonengießer Algeier aus Ansbach gegossen, weiß Stadtarchivar Reiner Kammerl zu berichten.
Da auch Aufzeichnungen und Skizzen der Bewaffnung von 1631 im Archiv existieren, beschloss man diese 24 Pfund Halb-Kartaune, so die genaue Bezeichnung der Festungskanone, originalgetreu von der Firma Kanonen Zimmermann im südthüringischen Stadtroda nachbauen zu lassen. Der Name der Kanone (Waage) der Gießerspruch und das Wappen wurden auf das Kanonenrohr mit eingegossen.
Da man die Kanone anfänglich nur als historischen Nachbau in die Bastion ausstellen wollte, hat sich der 1. Kommandant der Böllerschützengruppe der Kgl. Priv. Hauptschützengesellschaft 1250 (HSG), Marc Mülheims, bei der Stadt Weißenburg dafür eingesetzt, eine beschussfähige Festungskanone anzuschaffen.
Die HSG ist nicht nur eine der ältesten Schützengesellschaften in Deutschland, sie hat seit 1995 auch eine Böllerschützenabteilung, die sich besonders um die Wahrung der „alten Traditionen“ im Landkreis und in Bayern bemüht.
Die Kanone wurde nach historischen Angaben über steinerne Rampen mittels 12 Pferden an ihren Bestimmungsort verbracht. Das Kanonenrohr hat eine Länge von 2800 mm, eine Stärke von 380 mm, der Innendurchmesser beträgt 120 mm. Die Halb-Kartaune hat ein Gewicht von 2150 Kg. Historische Aufzeichnungen belegen, das mit diesem Festungsgeschütz Ziele in einer Entfernung von 2500 Metern mit einer 24 Pfund schweren Eisenkugel noch zielsicher getroffen wurden. Dieses Kanonenrohr steht auf einer massiven Eichenlafette mit zusätzlichen Radbeschlägen aus Eisenringen in der Bastion Krebs.
Am Tag des offenen Denkmals, am 11. September 2016, wurde die Festungskanone dann offiziell auf der Hohenzollernfestung Wülzburg eingeweiht. Die Stadt Weißenburg, unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, hat die Böllerschützengruppe der Kgl. Priv. Hauptschützengesellschaft 1250 beauftragt, das Rahmenprogramm durch eine Moderation und zahlreichen Salven der Böllerschützen und insgesamt 9 Salven der rekonstruierten Festungskanone feierlich zu gestalten. Zu diesem Ereignis wurde der Landesböllerreferent im BSSB, Herr Xaver Wagner aus Eichstätt eingeladen, um dieses einzigartige Ereignis, mit den geladenen Gästen und den zahlreichen Besuchern als Ehrengast mit zu gestalten.
Die Festungskanone ist von Mai bis Oktober auf der Hohenzollernfestung Wülzburg in der Bastion Krebs im Rahmen einer Festungsführung für interessierte Besucher zu besichtigen. In diesen Räumen wird an vielen Stellen, mittels Schaukästen und einer audiovisuellen Vorführung auf die ursprüngliche Bewaffnung der Festung hingewiesen.
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