14.11.24
Uhrzeit: 19:00 bis 21:00 Uhr
Raum: Söller
Infotelefon: 08131 272601
Bereits in seiner vielbeachteten Münchner Dissertation "Pfarrer und Nationalsozialismus - Geschichte einer Verstrickung am Beispiel der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern" (1. Auflage Göttingen 1998) kam Björn Mensing zu dem Ergebnis, dass zahlreiche Theologen Wegbereiter der Machtübertragung an Hitler waren, indem sie zur Stärkung der Integrationskraft des Nationalsozialismus beitrugen. Einige erhielten im "Dritten Reich" für ihre "Verdienste" in der "Kampfzeit" (Weimarer Republik) das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP. Andererseits erwiesen sich nicht wenige Pfarrer im "Kirchenkampf" als Wegbereiter partieller Resistenz gegen den Totalitätsanspruch des NS-Regimes, für einige mit gravierenden Folgen bis hin zu KZ-Haft. Friedrich von Praun, NS-kritischer Jurist und Direktor der Landeskirchenstelle in Ansbach, starb 1944 im Nürnberger Gefängnis als Opfer des Nationalsozialismus.
Weißenburg gehörte schon in der Weimarer Republik zu den Hochburgen des Völkischen Blocks bzw. der NSDAP, die 1930 bei den Reichstagswahlen in der Stadt die relative Mehrheit der Stimmen erhielt. Eine davon kam von Pfarrer Heinrich Kalb (1887-1974), der bereits 1928 in die NSDAP eingetreten war. Ab 1931 engagierte er sich auch öffentlich für die Partei, in den Wahlkämpfen 1932 und 1933 trat er als Parteiredner auf. Dabei legte er nach einem Zeitungsbericht "in überzeugender Weise dar, warum wir Christen Nationalsozialisten sein können, ja sein müssen." Der in Weißenburg lebende Ruhestandspfarrer Karl Kelber (1862-1954) empfahl ebenfalls öffentlich die Wahl Hitlers bei der Reichspräsidentenwahl 1932. Ein junger Pfarrer aus dem Dekanatsbezirk Weißenburg, seit 1932 NSDAP-Mitglied, sprach am 9. November 1932 bei der Totengedenkfeier der Weißenburger NSDAP-Ortsgruppe im evangelischen Vereinshaus. In der NS-Zeit wurde Weißenburg zu einer Hochburg der "Deutschen Christen", die die evangelische Kirche ideologisch und institutionell völlig gleichschalten wollten - in Bayern gelang ihnen das nicht, Landesbischof Hans Meiser konnte sich behaupten und die Landeskirche aus Sicht der "Bekennenden Kirche" (BK) intakt halten, bei politischen Zugeständnissen. In ohnmächtiger Wut über die Niederlage in der heißen Phase des bayerischen Kirchenkampfes im Herbst 1934 entlud sich der Unmut der "Deutschen Christen" (DC) in Weißenburg im April 1935 in einem viertägigen Tumult. Den Dekan Walter von Löffelholz bedrohten DC-Zusammenrottungen vor dem Dekanat mit Rufen wie "Vaterlandsverräter!" und "Dich räumen wir weg!". Das Bezirksamt brachten die DC dazu, die Ordination von drei BK-Vikaren in Weißenburg durch den Ansbacher Kreisdekan (Regionalbischof) Georg Kern zu verbieten, die Vikare wurden sogar zeitweise in "Schutzhaft" genommen.
Nach dem Ende der NS-Herrschaft fanden sich bei der "Entnazifizierung" dann im Dekanatsbezirk Weißenburg vier Pfarrer mit NSDAP-Mitgliedschaft. Heinrich Kalb gehörte zu den wenigen renitenten DC-Pfarrern, die von der Kirchenleitung zwangsweise vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurden.
Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker - Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau in Zusammenarbeit mit dem Evang. Bildungswerk Jura-Altmühltal-Hahnenkamm e.V.
Pressetext von KR Dr. Björn Mensing
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