Epochen der Stadtgeschichte & ausgewählte Daten zur Stadtentwicklung

Zusammenstellung und Bearbeitung durch das Stadtarchiv Weißenburg i. Bay.

Vorgeschichtliches und Römisches Weißenburg

Die bekannten vorgeschichtlichen Bodendenkmäler und Fundstätten belegen eindeutig eine Besiedelung im Stadtgebiet seit dem Beginn der Jungsteinzeit.
Das bedeutet, dass die vorrückende römische Besatzungsmacht hier bereits eine erschlossene Kulturlandschaft vorgefunden hat. Die Anfänge der römischen Militär- und Zivilsiedlung lassen sich nach Auswertung und Interpretation aller Funde grob auf die Zeit um 100 n. Chr. datieren.

  • um 100 n. Chr. Anlage des Römerkastells Biricianae an strategisch günstiger Stelle, zeitgleich beginnender Ausbau der Zivilsiedlung (vicus), u.a. mit einer mehrfach ausgebauten Themenanlage

  • um 150 n. Chr. Ausbau des Holz-Erde-Kastells zum Steinkastell

  • um 254 n. Chr. Aufgabe des römischen Standorts in Folge der Alamanneneinfälle

Fränkischer Königshof und Königliche Stadt

Eine anschließende, also kontinuierliche Besiedelung ist bislang erst durch das Gräberfeld wenige Meter östlich der Altstadt für die Zeit ab dem 7. Jh. mit Sicherheit belegbar.

Neben der im Bereich der östlichen Altstadt gelegenen Siedlung entstand wohl im 8. Jahrhundert ein Fränkischer Königshof als strategischer Stützpunkt an der Grenze zum Bayernreich mit zentralörtlichen Funktionen. Er ist der Endpunkt eine Linie von Königshöfen, ausgehend von den fränkischen Stammlanden.

Der Verwalter des fränkischen Königshofs bzw. des nachfolgenden königlichen Amtssitzes verliert allmählich seine dominierende Funktion mit dem Erstarken des Bürgertums.

  • um 700  Bau einer ersten Kirche für die fränkisch-alamannische Siedlung im Bereich der Schranne
  • 793         Karl der Große leitet von hier aus wohl den Bau der Fossa Carolina
  • 867         Erste Urkundliche Erwähnung des Königshofs Uuizinburc 
  • 1028       Weißenburg wird Reichsgut, d.h. Königliche Stadt
  • 1188       Erwähnung als burgus, d.h. befestigte Stadt

Freie Reisstadt Weißenburg

Eigentlich werden die königlichen Städte erst mit der Zulassung zum Reichstag im Jahr 1495 und damit verbunden auch mit der Ausbildung einer eigenen Städtebank zu Reichsstädten im engeren Wortsinn. Allerdings bezeichnet man die Königlichen Städte im allgemeinen Sprachgebrach bereits ab dem 13. Jh. verkürzt als Reichsstädte.

Das Ende der Reichsstädte kam formell mit dem Beschluss des Reichsdeputationshauptschlusses im April des Jahres 1803.

  • 1240      Erster Nachweis einer städtischen Selbstverwaltung (civitas)
  • 1241      Erstes Stadtsiegel SIGILL[UM] CIVITATIS WIZZENBURGENSIS
  • 1262      Zerstörung der Stadt durch Herzog Ludwig II. der Strenge, mit anschließendem planmäßigem Wiederaufbau
  • 1338      Erste Erwähnung als dez richs stat Wizzenburg in der Waldschenkungsurkunde von Kaiser Ludwig dem Bayern
  • 1377      Erlass einer bis 1803 gültigen Ratsverfassung, nach innerstädtischen Unruhen und Vertreibung des Patriziats
  • 14./15. Jh. Reichsstädtische Blütezeit:
    • Bau der St. Andreaskirche (Weihe 1327)
    • Stadterweiterung (ab 1376)
    • Rathausbau (ab 1470)
  • 1480      Zahlungsunfähigkeit und Beginn einer politischen Abhängigkeit von Nürnberg
  • 1481      Verleihung des heute noch gültigen Stadtwappens durch Kaiser Friedrich III.
  • 1530      Beitritt zur Augsburger Konfession als letztes politisches Highlight der Reichsstadt
  • 1618-1648  Dreißigjähriger Krieg
    • 1632-1634 & 1646-1647  Umkämpfter Kriegsschauplatz mit massiven Verlusten für Bevölkerung und Baubestand
  • 1692      Eine am 21. Februar gegen den Rat eingereichte Beschwerdeschrift markiert den Beginn eines erst durch das Ende der Reichsstadtzeit abgeschlossenen Streits zwischen Teilen der Bürgerschaft (Impetranten) gegen den Rat (Impetraten)
  • 1803      Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar endet formal die Reichsfreiheit. Im Vorgriff nimmt der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph schon mit Patent vom 24. November 1802 die Reichsstadt in Besitz
  • 1804      Im Zuge eines Gebietstausches wird Weißenburg kurzzeitig Teil des Königreichs Preußen

Weißenburg in Bayern (Königreich und NS-Zeit)

Mit der endgültigen Eingliederung in das neugebildete Königreich Bayern beginnt 1806 die Zeit als bayerische Landstadt.

Der anfängliche Bedeutungsverlust mit der Klassifikation als Stadt 2. Klasse trifft die stolzen Reichsstädter schwer. Auf die Phase politischer Bedeutungslosigkeit und wirtschaftlicher Stagnation folgt nach der Mitte des 19. Jh. der allgemeine Aufschwung.

  • 1863      Wiederverleihung der Kreisunmittelbarkeit
  • 1869      Eisenbahnanschluss als Startsignal für die Entwicklung zu einer leistungsfähigen, modernen Stadt
  • 1882      Kauf eines Großteils der ab 1588 errichteten, ehemals markgräflichen Festung Wülzburg
  • 1904      Entscheidung für den amtlichen Namenszusatz in Bayern
  • 1938      Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung Verlust der Kreisunabhängigkeit
  • 1945      Bombenangriff in den letzten Kriegstagen (23. Februar), nach dem Einmarsch der Amerikaner (23. April) demokratischer Wiederaufbau, nachfolgend Zuzug und Integration von über 6.000 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
  • 1949      Wiederverleihung der Kreisfreiheit

Große Kreisstadt Weißenburg in Bayern

  • 1972      Gebietsreform mit Einstufung als Große Kreisstadt im neugebildeten Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, mit Übergabe von bisher städtischen Schulen (Gymnasium,  Realschule,Fachoberschule und Berufsschule) und Einrichtungen (Krankenhaus 1985) an den Landkreis
  • 1972       Eingliederung der ehemals selbständigen Gemeinden Dettenheim, Holzingen, Kattenhochstatt, Rothenstein und Weimersheim (mit den Gemeindeteilen Hattenhof und Schmalwiesen)
  • 1978      Eingliederung der ehemals selbständigen Gemeinden Emetzheim, Haardt, Oberhochstatt (mit den Gemeindeteilen Gänswirtshaus, Kehl und Niederhofen) und Suffersheim (mit den Gemeindeteilen Hammermühle, Heuberg, Laubenthal und Potschmühle), sowie Hagenbuch (ehemals Gemeindeteil von Weiboldshausen)                        

Stadtentwicklung

Auf eine tabellarisch-chronologische Zeittafel mit einer einfachen Aneinanderreihung von Jahreszahlen und Ereignissen ist bei diesem geschichtlichen Überblick bewusst verzichtet worden, ebenso auf eine Aufnahme von städtischen Maßnahmen und Begebenheiten, die für die allgemeine Geschichte nicht wirklich relevant sind. Als einzige Ausnahme sind im Nachfolgenden einige Daten zur Stadtentwicklung aufgeführt:

  • 7. Jh.                     Entstehung von drei Siedlungskernen (fränkisch-alemannische Siedlung im Osten der Altstadt, Fränkischer Königshof im Westen mit anschließender Ansiedlung von Dienstmannen und Kaufleuten)
  • 11./12. Jh.             Verschmelzung zu einem befestigten Ort
  • 1262                      Zerstörung und planmäßige Neuanlage
  • ab 1376                 Stadterweiterung nach Süden
  • 1647                      Nach massiver Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg bleiben die entstandenen Baulücken (Brandstützen) noch Jahrzehntelang unbebaut
  • 1854                      Beginn der Kanalisation der Stadt Weißenburg. Bis zum Bau einer Kläranlage (1952/54) werden die Abwässer in die Schwäbische Rezat eingeleitet
  • 1863                      Eröffnung des Städtischen Gaswerks (Gasanstalt) an der Augsburger Straße am 28. Oktober 1863
  • um 1870                Entstehung neuer Wohn- und Industriebereiche entlang der Ausfallstraßen bzw. Ringstraßen
  • 1887                      Beginn der öffentlichen Wasserversorgung mit einem Hochbehälter am Rohrberg, Betriebseröffnung am 9. März
  • 1910                      Aufstellung eines ersten Generalbaulinien-Plans durch einen Architekten aus München
  • 1913                      Anschluss an die Stromversorgung der Überlandzentrale, Inbetriebnahme am 25. April
  • nach 1918             Erschließung neuer Wohngebiete im Westen (Steinleinsfurt)
  • 1932                      Anfang der Stadtrandsiedlungen (Galgenbergsiedlung und am Städtischen Krankenhaus)
  • 1936/1941             Zweiter Generalbaulinienplan bzw. Wirtschaftsplan, auf der Grundlage von Vorarbeiten (1932) des Stadterweiterungsamts in Nürnberg. Er soll Grundlage für die organische Entwicklung des Stadtorganismusses und am Ende die Grundlage für ein schönheitliches Gesamtbild sein.
  • 1953                      Einweihung der ersten, rein mechanischen Kläranlage am 19. Oktober (weitere Ausbaustufen: 1964 biologische Kläranlage, 1989 Phosphatfällung und die 4. Reinigungsstufe für Arzneimittelrückstände, Pflanzenschutzmittel und Mikroplastik). Bis dahin waren über die am Ende des 19. Jh. begonnene Kanalisation die Abwässer einfach in die Schwäbische Rezat geleitet worden.
  • 1969                      Stadterweiterung nach Süden mit Bebauungsplan für die Ludwigshöhe; Ausweisung des Industriegebiets Süd I zwischen Industriegleis und Augsburger Straße
  • 1982                      Stadterweiterung nach Osten mit Bebauungsplan für den Wülzburghang
  • 1984                      Ausweisung eines Gewerbegebiets zwischen Rezat und Hattenhof (Erschließung 1995)
  • 1989                      Ausweisung des Industriegebiets Süd II
  • 1990                      Einweihung der Umgehungsstraße mit Schließung des innerstädtischen Durchgangsverkehrs am Alten Rathaus
  • 1996                      Ausweisung des Industriegebiets West I (Erschließung 2005)
  • 2014                      Ausweisung des Industriegebiets West II (Eröffnung 2014); Fertigstellung 1. Bauabschnitt der Westtangente
  • 2024                      Ausweisung eines Gewerbegebiets Lehenwiesenweg II.
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