Zweck des Vorhabens
Anthropogene Spurenstoffe sind gelöste Substanzen, z. B. Arzneimittel oder hormonell aktive Substanzen, die im Abwasser in sehr geringen Konzentrationen vorkommen und trotzdem eine Wirkung in der aquatischen Umwelt zeigen. Anthropogene Spurenstoffe können durch die konventionelle Abwasserreinigung nicht ausreichend eliminiert werden. Die Nachrüstung einer weiteren Reinigungsstufe - der 4. Reinigungsstufe - ist notwendig. Anthropogene Spurenstoffe im Abwasser sind ein noch nicht ausreichend erforschtes und in seiner langfristigen Auswirkung derzeit nicht sicher abschätzbares Umweltthema.
Mit dem Vorhaben „Pilotprojekt 4. Reinigungsstufe" auf der Kläranlage Weißenburg soll die erste großtechnische Anlage zur Elimination von Spurenstoffen in Bayern errichtet und dauerhaft betrieben werden. Koordiniert wird das Projekt durch das Bayerische Landesamt für Umwelt im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.
Folgende Ziele werden dabei verfolgt:
- Im Vorhaben soll die technische Machbarkeit, die finanziellen Auswirkungen und der Nutzen einer 4. Reinigungsstufe dokumentiert werden.
- Insbesondere soll gezeigt werden, in welchem Umfang Spurenstoffe durch eine 4. Reinigungsstufe reduziert werden können und wie sie sich auf die Gewässerqualität auswirken.
- Von den gewonnenen Erkenntnissen des Pilotvorhabens beim Betrieb der 4. Reinigungsstufe sollen v. a. die Betreiber anderer bayerischer Kläranlagen profitieren, die künftig ggf. Maßnahmen zur Spurenstoffreduktion umsetzen müssen.
Um die Zielerreichung objektiv zu beurteilen und zu dokumentieren, wird das Vorhaben wissenschaftlich und ingenieurtechnisch vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz sowie von der extern beauftragten wissenschaftlichen Begleitung, der Universität der Bundeswehr München (in den Jahren 2014 - 2019) und der Technischen Universität München (ab dem Jahr 2020), betreut. Weiterhin wird ein umfangreiches Untersuchungsprogramm vor und nach der Implementierung des Projektes durchgeführt, um die Wirksamkeit der 4. Reinigungsstufe zu dokumentieren.
Der Entwurf sowie die ingenieurtechnische Umsetzung obliegen dem Ingenieurbüro Dr. Resch + Partner, Weißenburg.
Finanzierung des Vorhabens
Die Maßnahme wird als Pilotprojekt des Freistaates Bayern durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz mit 75% der Investitionskosten gefördert.
Beschreibung des Vorhabens
Dem Entwurf zur Elimination von Spurenstoffen liegt verfahrenstechnisch eine Ozonung mit zweistraßiger Filtration zugrunde.
Das gereinigte Abwasser der beiden Nachklärbecken wird gesammelt und einem Ozonreaktor zugeführt. Dort wird das Abwasser mit Ozon über ein Eintragungssystem versetzt. Das Ozon wird mittels Sauerstoff und Generator vor Ort erzeugt. Bei der Ozonung des Abwassers im Reaktor entstehen Nebenprodukte, die sich nachteilig in der aquatischen Umwelt auswirken können, daher folgt der Ozonung eine Filtration.
Die zweistraßige Filtration besteht aus je einem biologisch aktivierten Aktivkohlefilter (BAK) und einem Sandfilter. Die Aktivkohlestufe soll dabei nicht als reine Adsorptionsstufe betrieben werden, sondern als biologisch aktivierter Aktivkohlefilter, der erstmalig großtechnisch erprobt wird.
Mit der 4. Reinigungsstufe wird eine Reduktionsrate der Indikatorsubstanzen der anthropogenen Spurenstoffe von mindestens 80 % angestrebt.
Umfang des Vorhabens
Die 4. Reinigungsstufe wird zwischen dem Ablauf der beiden Nachklärbecken und dem bestehenden Auslaufmessschacht der Kläranlage angeordnet.
Die 4. Reinigungsstufe besteht aus den Anlagenteilen Zulaufpumpwerk, Ozonierung und Nachbehandlung. Die geplante Verfahrens- und Prozesstechnik zur Entfernung von Spurenstoffen ist in einem neu zu errichtenden Maschinengebäude mit Pumpenkeller untergebracht.
Die 4. Reinigungsstufe besteht aus folgenden Komponenten:
- Sauerstofftank mit Kaltvergaser und Verdampfer
- Ozonerzeuger
- Ozonreaktor (Kontaktbecken)
- Filtration, zweistraßig (BAK- und Sandfilter)
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